Krankenhäuser sind in Bezug auf den Erhalt der Trinkwasserhygiene gewissermaßen „Hochsicherheitsbereiche“: Auf der einen Seite ist die mögliche Keimbelastung überdurchschnittlich hoch. Auf der anderen Seite besteht ein extremes Erkrankungsrisiko durch immuninsuffiziente Patienten. Die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau (Ammergau) geht beim Neubau von Nasszellen deswegen konsequent und kompromisslos vor: Jede Zuleitung wird über eine Sicherheitstrennstation Typ ST3 des Herstellers Dehoust abgesichert. Dadurch ist ein Trinkwasserschutz bis Flüssigkeitskategorie 5 (!) nach DIN EN 1717, also auch vor „Flüssigkeiten, die eine Gesundheitsgefährdung für Menschen durch die Anwesenheit von Erregern übertragbarer Krankheiten darstellen.“
Seit das einstige „Hermann-Schramm-Krankenhaus – Berufsgenossenschaftliches Unfallkrankenhaus mit Sonderstation“ 1953 erstmals in Betrieb genommen wurde, hat es einen grundlegenden Wandel durchlaufen. Zum Zeitpunkt der Eröffnung war es, als erstes seiner Art in ganz Deutschland, noch in lediglich vier Abteilungen gegliedert. Die größte davon und damit der medizinische Schwerpunkt: die Nachbehandlung. Doch schon in den 60er Jahren wurden die Weichen gestellt, das Krankenhaus über die operative Unfallchirurgie hin zu einem überregionalen Zentrum der Maximalversorgung zu entwickeln. Heute hat die Unfallklinik Murnau international ein herausragendes Renommee insbesondere in der Behandlung von Schwerstverletzten wie Rückenmarkverletzten, Querschnittsgelähmten, Brandverletzten sowie Patienten mit Mehrfachverletzungen (Polytraumata; viele mit Schädel-Hirn-Verletzungen) aus aller Welt erworben.
Diese hochgradige Spezialisierung setzt allerdings in jeder Hinsicht eine ebensolche fachlich-sachliche Ausstattung voraus, die im BGU Murnau sowohl in medizinischer wie in baulicher Hinsicht kontinuierlich optimiert wird. Aktuell gehört dazu der Neu- und Ausbau von rund 30 Krankenzimmern mit Nasszellen, bei denen die Einhaltung höchster Hygienestandards im Anforderungskatalog ganz vorn stand.
Höchste Qualitätsanforderungen
Geplant und umgesetzt wurde die Baumaßnahme durch das Fachhandwerksunternehmen Pritzl Haustechnik und Anlagenbau aus Bad Kötzting. Mitte der 60er Jahre gegründet zählt das Unternehmen heute im südbayerischen Raum unter Führung von Michael Pritzl mit fast 100 Mitarbeitern zu den maßgeblichen Partnern, wenn anspruchsvolle haustechnische Großprojekte realisiert werden müssen. Josef Jobst, im Handwerksunternehmen für Planung und Technik verantwortlich: „Über diese Projekte haben wir eine Expertise aufgebaut, die sich insbesondere bei so spezifischen Aufgabenstellungen wie aktuell im BGU Murnau auszahlt. Denn angesichts der besonderen hygienischen Anforderungen an die Trinkwasser führende Haustechnik wären konventionelle Auslegungen hier schnell an ihre Grenzen gestoßen.“
Im Gegensatz zu zentralen Sammelsicherungen – zum Beispiel einen Systemtrenner vom Typ BA im Hauptversorgungsstrang – sollte zum Beispiel das Rohrleitungsnetz für Trinkwasser kalt an jeder einzelnen Nasszelle separat gegen das Risiko retrograder Kontamination durch Rückfließen. Rückdrücken oder Rücksaugen abgesichert werden. Als Maßstab galt dabei Flüssigkeitskategorie 5 der DIN EN 1717, also der Schutz des Trinkwassers vor „Flüssigkeiten, die eine Gesundheitsgefährdung für Menschen durch die Anwesenheit von Erregern übertragbarer Krankheiten darstellen.“
„Gerade bei Schwerstverletzten, die ohne vorherige Untersuchungen direkt eingeliefert werden, ist immer mit dem Eintrag solcher Erreger zu rechnen“, so Josef Jobst von Pritzl Haustechnik: „Gleichzeitig wurde bei der Auslegung der Nasszellen aber genauso Wert auf Komfort gelegt, denn insbesondere die Patienten aus dem arabischen Raum haben in einer derart spezialisierten Einrichtung eine entsprechende Erwartungshaltung.“
Hydraulische Trennung als Optimum
Um die eigentlich diametral gegenläufigen Zielvorgaben zusammenzubringen, entschied sich Josef Jobst, jede Nasszelle mit einer eigenen Sicherheitstrennstation des Typs ST3 von Hersteller Dehoust auszustatten. Im Gegensatz zu herkömmlichen Systemtrennungen arbeiten diese Stationen mit einer realen physischen Trennung der Verbrauchseinrichtungen vom versorgenden Rohrleitungsnetz: Als werksseitig vormontierte, gewissermaßen „steckerfertige“ Einheiten verfügen diese Stationen anschlussseitig über einen freien Auslauf gemäß DIN EN 1717, einen Vorlagebehälter und eine mehrstufig arbeitende Kreiselpumpe, die elektronisch gesteuert auslaufseitig die geforderte Druckhaltung absichert.
Die nachgelagerte Trinkwasser-Installation ist also über die Sicherheitstrennstation – im Gegensatz zu Systemtrennern o.Ä. – sowohl auf der Versorgungs- wie auf der Verbraucherseite nicht nur mechanisch, sondern definitiv auch hydraulisch zuverlässig vom Trinkwassernetz, separiert. Das verbrauchsabhängig in die Trennstation eingespeiste und über den Vorlagebehälter bzw. die Druckerhöhungsanlage anschließend wieder der Intimdusche oder anderen Zapfstellen zugeführte Trinkwasser entspricht damit prinzipiell weiter den Anforderungen der TrinkwV. Es darf also auch für den menschlichen Verbrauch eingesetzt werden, obwohl es ausdrücklich nicht mehr zum Regelungsbereich der TrinkwV (Artikel 1, Paragraf 2 „Anwendungsbereich“, Abs. 1.4) gehört.
Ein nachgeschalteter Durchlauferhitzer sorgt anschließend im Übrigen für die gewünschte Temperierung des Wassers.
Josef Jobst: „Unabhängig von der Belegung des jeweiligen Krankenzimmers und den hygienischen Risiken, die während der Nutzung der Nasszelle entstehen, ist das Hauptrohrleitungsnetz des Krankenhauses also immer bestmöglich gegen jede Form der retrograden Verschmutzung abgesichert. Unabhängig von der normativen Zulässigkeit im Hinblick auf die abzusichernde Flüssigkeitskategorie wäre eine derartige Sicherungsqualität über klassische Rohr- oder Systemtrenner definitiv nicht zu erreichen gewesen.“
Einfache Montage
Genauso konsequent, wie die Spezialisten von Pritzl Haustechnik und Anlagenbau die hygienische Schnittstelle an den Zapfstellen in den Nasszellen abgesichert haben, genau so sorgfältig wurden auch die Stichleitungen selbst behandelt. Um in diesen Rohrleitungsabschnitten hygienekritische Stagnation auszuschließen, werden die Zuleitungen regelmäßig automatisch gespült – und zwar auch über die Sicherheitstrennstationen! Die einfache Möglichkeit dazu ergibt sich aus dem beschriebenen Konstruktionsprinzip der Dehoust-Stationen: Dank des per Schwimmerventil gesteuerten freien Zulaufs und den Anschluss des Vorlagebehälters an einen ebenfalls freien Ablauf genügt ein zeitgesteuertes Magnetventil, um die bevorratete Trinkwassermenge in definierten Abständen komplett auszutauschen. „Einfacher und sicherer ist das kaum möglich“, so die Einschätzung von Josef Jobst.
Fazit
Die DIN EN 1717 regelt eindeutig, wie beispielsweise die in aller Regel in Krankenhäusern, aber beispielsweise auch in Alten- und Pflegeheimen auftretenden Hygienerisiken für die Trinkwassergüte bei „Flüssigkeitskategorie 5“ abzusichern sind. Mit den Sicherheitstrennstationen ST3 wurde diese Forderung im BGU Murnau mustergültig umgesetzt. Erleichtert wurden die Installationen durch die sehr kompakte Bauform der Sicherheitstrennstationen: Bei nur knapp 40 cm Breite und lediglich 27 Zentimeter Bautiefe ließen sie sich problemlos in einer Zwischenwand zwischen Flur und Nasszelle positionieren. Trotzdem waren die Anschlüsse für Druckleitung, Überlauf und Trinkwasser leicht zugänglich. Zusätzlich unterstützte die Montage der Sicherheitstrennstationen in der Zwischenwand den Schallschutz, da es außer den Rohrleitungen keine physische Verbindung zu den Nasszellen gibt.